Normalerweise bewege ich mich recht unauffällig im Alltag und ich habe eigenltich nicht das Gefühl, als Transsexuelle aufzufallen. Doch so gut das Passing auch ist, es gibt immer Situationen wo das Passing versagt und man auffällt. So erging es mir heute:
Nachdem ich bereits stundenlang fröhlich und zufrieden gearbeitet habe, von sehr vielen Kunden angesprochen wurde und mein Passing, soweit ich das beurteilen kann, gehalten hat, reagierte ein Kunde dann kurz vor Feierabend doch noch verwirrt. Er rief mich zu sich, wobei er mich anschaute, schaute kurz zum Kühlregal, schaute mich wieder an, wieder zum Kühlregal, wieder auf mich und dabei waren seine Augen dann weit aufgerissen. Da wusste ich schon was in seinem Kopf passiert ist. 'Hast du ne Wette verloren?' wurde ich mit einem Grinsen gefragt, was ich dann in meiner Konfusion einfach nur verneinte und dem Kunden bei seiner Frage half.
Als ich nach der Arbeit zu Burger King fuhr, war die Verkäuferin ganz hektisch, als auch sie erkannte, dass ich wohl transsexuell bin. Sie zeigte mit dem Finger auf mich als sie eine Kollegin rief, nachdem sie mich mit einem Ausdruck von 'Was ist denn jetzt los?' anstarrte nachdem ich gesagt hatte 'Einmal den King des Monats bitte' und ich ihr daraufhin erklärt hatte, dass ich den Burger mit den Zwiebelringen wollte.
Der Kollegin habe ich gewinkt, der anderen Kollegin die mich nun auch anstarrte habe ich zugelächelt. In dieser Situation habe ich eine Mischung aus Wut über die Dreistigkeit der Kassiererin, Fremdschämen für soviel Dummheit und Enttäuschung über mein Passing gefühlt... das erste Mal bei inzwischen 4 Burger King besuchen in Gievenbeck seit meinem Lebenswechsel war mein Passing gescheitert. Mein Menü konnte ich aber in Ruhe genießen, soweit ich das beurteilen kann, hat mich von den Gästen nämlich Keiner angestarrt.
Außer in diesen beiden Situationen habe ich mich aber den ganzen Tag super wohl gefühlt :) Ich freue mich, endlich mein Leben leben zu können. Und das mein Passing am Ende eine Schwäche gezeigt hat, das schreibe ich nicht zuletzt dem Umstand zu, dass ich bereits 8 Stunden Arbeit hinter mir hatte.
Naja :)
Bis bald! :)
Eure Nina <3
Hallo Nina,
AntwortenLöschendas erinnert mich an einen Satz, den ich mal anfangs zu meiner Therapeutin sagte: Ich bin sehr froh über eine grosse Sammlung an positiven Erfahrungen, damit ich die früher oder später mal kommende negative Erfahrung besser verkraften kann.
Und so wird es bei dir wohl auch gewesen sein. ;-)
Ich meine: Wenn deine aller erste Erfahrung in der Öffentlichkeit so abgelaufen wäre, wärst du sicherlich sehr demotiviert und möglicherweise sogar ganz gescheitert. Aber dem ist ja nicht so. Der Kunde am Kühlregal war schon ok. Wenn so eine Frage nur kommt, kann man das auch als Gelegenheit nehmen, mal mit Leuten, die einen vorher nicht kannte ein paar Worte über die Transidentität zu sprechen. Oder, man kann geschicht antworten: Was denn für eine Wette? Ich verstehe nicht. Was meinen Sie denn damit? Aber klar, dass man am Arbeitsplatz da vorichtiger ist.
So wie du allerdings die Situation im Burger King beschreibst, grenzt das schon fast an Diskriminierung. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es für diese Dame ein unangenehmes Nachspiel haben könnte, würde ihr Chef davon Wind bekommen.
Ausserdem: Ich glaube nicht, dass dein Passing versagt hat. Und in der Tat: Nach 8 Stunden Arbeit sieht man nun wirklich nicht unbedingt mehr so frisch gestylt aus. Aber es ist ja auch klar, machen wir uns nichts vor: Wer mal genauer hinschaut und aufmerksam ist, der merkt schon was, zunächst noch. Und wenn mal jemand darauf reagiert ist das auch normal. Aber mit dem Finger auf dich zeigen, ist einfach nur dumm.
Fremdschämen war ein guter Ausdruck dafür. Der einzigen, der es peinlich sein sollte, wäre der Verkäuferin bei Burger King, aber sicher nicht dir. Du hast Haltung bewahrt und die Situation hervorragend gemeistert. Das Lächeln und Winken war klasse.
LG
Julia
Danke Julia!
LöschenJa du hast schon Recht! Eine meiner ersten Erfahrungen (ich hatte halt noch nicht viele Klamotten zur Auswahl und Schminken hab ich auch noch nicht hinbekommen) war ziemlich schrecklich, da hat mich nen Mädel ausgelacht und ich hab eine Panikattacke bekommen. Unzählige gute Erfahrungen später trifft es mich nicht mehr emotional, sondern es ärgert mich nur noch :)
Liebe Grüße
Nina <3
Hallo Nina,
AntwortenLöschenenttarnt zu werden ist doch eine gute Erfahrrung. Du mußt halt noch besser werden und deine Frustrationstoleranz muß besser werden. Ist doch alles nicht so dramatisch. Wenn du gar nicht auffällst,bist du gleich langweilig.
An meinem ersten Tag als Frau in der Öffentlichkeit hat mich niemand direkt ausgelacht oder mich angesprochen. Ich war viele Stunden unterwegs und in drei verschiedenen Städten. In der letzten, die auch das eigentliche Ziel des Tages war, war sogar eine Veranstaltung mit vielen tausend Menschen auf engstem Raum.
AntwortenLöschenKlar haben die Leute geschaut. Klar haben sie hinter meinem Rücken gekichert und untereinander getuschelt. Etwas zu mir persönlich gesagt hat aber niemand etwas. Und ich weiß, dass mein Passing fürn Arsch ist.
Mach dir wegen deinem Passing auch keine zu guten Vorstellungen... die meisten Leute haben schlicht nicht den Mut, etwas zu sagen oder sie haben den Anstand, sich nichts anmerken zu lassen.
Natürlich ist dein Passing auf deinen Bildern umwerfend. Das ist es auf meinen meistens auch. Aber in Wahrheit sieht man mir schon von Weitem an, dass ich eine "Transe" bin. Das ist nunmal die harte Realität. Du hast den Vorteil, schon weibliche Hormone zu haben, was dein Passing noch ordentlich aufbügelt.
Ich denke einfach, dass du heute leider an Leute geraten bist, die eben nicht den nötigen Anstand und Respekt haben. Kommt leider vor.
Davon darfst du dich aber nicht beeinflussen lassen :-)
Ich hatte auch schon derbe Rückschläge. Zum Beispiel eine Aussage einer Bekannten, dass ich ja nur wie ein Mann mit Brüsten aussehen würde. Damit hat sie recht. Ich sehe aus wie ein Monster. Ja und? Scheiß drauf. Ich fühle mich richtig gut, wenn ich als Frau raus gehe und das ist alles was zählt!