Hormone

Die Hormontherapie ist für Transsexuelle zumeist der erste wichtige Schritt auf dem Weg in den richtigen Körper. Gleichzeitig ist es die Hormontherapie die uns auch dann noch begleitet, wenn die körperliche Veränderung schon abgeschlossen ist. Denn: Die Hormontherapie muss ein Leben lang fortgesetzt werden. Daher ist es wichtig, sich zumindest in Grundzügen mit den Medikamenten auszukennen.

Aufbau einer Hormontherapie

Eine Hormontherapie bei MzF-Transsexualität wird in der Regel mit einem Östrogenpräparat und einem Antiandrogen gestartet. Das Östrogenpräparat enthält hierbei weibliche Hormone (Östrogene) die die Feminisierung anstoßen. Das Antiandrogen unterdrückt gleichzeitig die Wirkung und Produktion der männlichen Sexualhormone. Ferner ist es möglich, mit Progesteron zu behandeln oder anstelle eines Antiandrogens ein GnRH-Analogon zu verwenden. Wenn schon Haarausfall aufgrund androgenetischer Alopezie vorliegt, macht auch der Einsatz von Finasterid Sinn. Es gibt also eine Vielzahl von Präparaten über die ich hier im Folgendem aufkläre.

Warum es wichtig ist, sich damit auszukennen

Standardempfehlung für Ärzte ist laut Fachliteratur folgende Medikation

4mg Estradiol und 50mg Cyproteron oder 200mg Spironolacton

Meiner Meinung nach ist diese Medikation mehr als suboptimal! Das Antiandrogen ist zu stark dosiert, während das Estradiol doch relativ vorsichtig dosiert ist. Die Folge: Viele Nebenwirkungen aufgrund der Antiandrogene bei nicht optimaler Wirkung durch vorsichtig dosierte Östrogene.

Besser wäre meiner Meinung nach zum Beispiel 6mg Estradiol + 50mg Spironolacton. Eventuell ergänzt um 250mcg Finasterid täglich oder eine zyklische Progesterongabe. Was Sinn macht, stellt man aber natürlich auch in erster Linie für sich selbst fest. So sind die Nebenwirkungen unter Cyproteron höchst unterschiedlich ausgeprägt und ob Finasterid zum Beispiel benötigt wird, ist eine Einzelfallentscheidung.

Hormonwerte

Für eine Gesamtamnamnese der wichtigen Hormonwerte der Frau (Östradiol, Östriol, Progesteron, Testosteron, DHEA, Cortisol) gibt es auch einen Speicheltest, der ist aufgrund des Preises (117,06 Euro) aber nur bedingt empfehlenswert, ich denke, E2 + Testosteron (beide zusammen 66,85 Euro) sollten für die Selbstamnamnese eigentlich ausreichend sein.

Verschiedene Wirkstoffe

Lernen wir zunächst einmal verschiedene Wirkstoffe / Hormone und ihre Wirkung im Körper kennen:

Estradiol

Das wohl wichtigste Hormon für alle Mann-zu-Frau-Transexuellen (MzF) ist das Estradiol. Es ist nun einmal das Weiblichkeitshormon schlechthin. Estron und Estriol sind Derivate des Estradiols, Estron wird im Körper aus Androstendion, einem Androgen, gewonnen und Estriol ist ein Stoffwechselprodukt das aus Estradiol gewonnen wird. Alle 3 Hormone können zur Feminisierung eingesetzt werden, am Besten eignet sich aber Estradiol aufgrund seiner deutlich höheren Wirksamkeit (zB 100-fach gegenüber Estriol).

Die übliche Dosierung von Estradiol bei Transsexualität liegt in der Regel in einem Rahmen zwischen 2 und 8 Miligramm täglich, nach der Geschlechtsangleichenden OP (GaOP) sind 2mg zumeist der Standard, wobei hierbei natürlich wieder im Einzelfall abzuwägen ist: Grade wenn die körperliche Feminisierung zum Zeitpunkt der GaOP noch nicht abgeschlossen ist wäre eine Reduzierung auf 2mg nicht ratsam. Andererseits können langzeitig erhöhte Dosierungen das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Estradiol kann oral, also in Tablettenform, appliziert werden. Hierbei kommt es jedoch zum sogenannten First-Pass-Effekt. Dieser bewirkt, dass ein Teil des Estradiols aufgrund der sprunghaft erhöhten Serumskonzentration von der Leber sofort verstoffwechselt wird. Dies bedeutet, dass oral etwas höher dosiert werden muss als dermal und die Leberbelastung höher ist. Dennoch ist die orale Applikationsform für viele Transsexuelle normaler als sich z.B. täglich mit Gel einzuschmieren.

Eine Kompromisslösung stellt hierbei die sublinguale Konsumform dar: Die Tabletten werden unter der Zunge aufgelöst und der First-Pass-Effekt wird so teilweise umgangen. Natürlich landet ein großer Teil der Tablette dennoch im Magen, aber etwas von ihr wurde bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen. Alternativ können natürlich auch Östrogengel (zB gynokadin) oder Östrogenpflaster vom Arzt verordnet werden.

Es gibt übrigens einen Östradiol (E2) Speicheltest zur Selbstbestimmung der Hormonwerte.

Es gibt verschiedene Estradiolpräparate: Präparate wie Estrifam enthalten reines Estradiol, andere Medikamente enthalten retardiertes Estradiol, zum Beispiel Estradiolvalerat (Progynova, Qlaira) oder Estradiolhemihydrat (Elleste). Auch das künstliche Ethinylestradiol ist verwendbar.

Estradiolvalerat enthält Valeriansäure die in der Leber vom Estradiol abgespalten wird. Dies bedeutet einerseits, dass Estradiolvalerat gleichmäßiger wirkt als Estradiol, andererseits aber auch, dass höher dosiert werden muss: 2mg Estradiolvalerat entsprechen 1,55mg Estradiol. Dafür verspricht Estradiolvalerat auch noch einen leicht beruhigenden Effekt: Valeriansäure ist ein Bestandteil von Baldrian. Estradiolvalerat wird häufig im ersten Schritt in der Selbsttherapie angewendet, da man es als Antibabypille beziehen kann.

Die Qlaira - Pille !

Qlaira ist eine Phasenpille, dass bedeutet, die Wirkstoffmenge pro Tablette variiert. Die orangen Tabletten enthalten 3mg Estradiol, die rosanen 2mg Estradiol und 2mg Dienogest, die gelben 2mg Estradiol und 3mg Dienogest und die dunkelroten schließlich 1mg Estradiol. Die weißen Pillen sind Placebos.

Bei einer gewünschten Estradioldosierung von 4mg täglich müsste man also  Pille 1 mit Pille 25 und Pille 2 mit Pille 26 nehmen und anschließend immer 2 Pillen in fortlaufener Reihenfolge. Das Dienogest hat als Nebenwirkungen unter Anderem Lippentrockenheit, die nach einigen Tagen weniger stark ausgeprägt ist.

Der Vorteil der Qlaira - Pille gegenüber den anderen Präparaten liegt darin, dass sie erstens ein Antiandrogen enthält und zweitens recht komfortabel zu beschaffen ist. Frauen können diese Pille beispielsweise hier per Ferndiagnose aus England bestellen. Die Selbsttherapie birgt natürlich immer Risiken, viele Patientinnen sind aber nicht bereit die Geduld aufzubringen bis der Psychologe die Indikation zur Hormontherapie stellt und beginnen daher frühzeitig mit einer Selbsttherapie.

Estradiolhemihydrat

Im Gegensatz zu Estradiol und Estradiolvalerat ist Estradiohemihydrat fettlöslich. Es gilt also zu beachten, dass die Pillen optimalerweise mit einer fetthaltigen Mahlzeit oder zumindest mit einem Schluck Milch eingenommen werden sollten. Ein Präparat das Estradiolhemihydrat enthält ist zB die Elleste solo / duett / conti

Ethinylestradiol

Wikipedia sagt hierzu: Ethinylestradiol ist ein synthetischer Arzneistoff aus der Gruppe der Estrogene. Es ist ein Derivat des natürlichen vorkommenden Estradiols mit verstärkter estrogener Wirkung und wird vor allem zur Empfängnisverhütung eingesetzt.

Im Klartext: Ethinylestradiol wirkt wie Estradiol, nur stärker. Es ist also feminisierend. Ich habe einige Berichte gelesen, dass Ethinylestradiol nur am Anfang einer Behandlung bei Transsexualität angebracht ist, weil es zum Beispiel beim Brustwachstum nicht die gewünschten Effekte erbringen würde. Da es aber auch bei Frauen die Brüste vergrößert wenn sie Ethinylestradiol in der Pille zuführen, ist das fraglich. Allerdings ist Ethinylestradiol auch tausendfach lebertoxischer als Estradiol, dafür ist es auch in einer Antibabypille hundertfach niedriger dosiert als eine Transsexuelle Estradiol dosiert. Eine Diane 35 (35mcg Ethinylestradiol) wäre so fast 10 mal lebertoxischer als 4mg Estradiol. Die starke Feminisierung durch Ethinylestradiol ist wohl vor Allem darauf zurückzuführen, dass der Körper Ethinylestradiol nur langsam abbaut - Ethylketten sind halt unnatürlich.

Als positiver Nebeneffekt wird in der Leber die Synthese von SHGB (Sexualhormonbindendes Globulin) angeregt - bei Dosierungen über 20ng ist keine weitere Zunahme dieses Effekts zu erwarten. SHGB kann z.B. freies Testosteron binden. In Kombination mit den anderen Zusatzstoffen der Ethinylestradiolhaltigen Pillen steigt die SHGB Synthese weiter. (Siehe bei Antiandrogene / Andere Antiandrogene).

Da es zahlreiche Anti-Baby-Pillen mit Ethinylestradiol gibt, verzichte ich auf eine Aufzählung. Besonders sinnvoll kann es sein, die von Transsexuellen oft genutzte Diane-35 zu verwenden. Sie enthält neben 35mcg Ethinylestradiol auch noch 2mg Cyproteron - eine niedrige Dosis eines berühtem Antiandrogens also, dass auch als Androcur bekannt ist. Ich halte das jedenfalls für sinnvoller, als Ethinylestradiol mit Gelbkörperhormonen, oder anderen für die Feminisierung wenig hilfreichen Substanzen, kombiniert einzunehmen.

Eine Warnung jedoch vorweg: Ethinylestradiol ist nicht nur lebertoxisch, sondern birgt auch ein erhöhtes Thromboserisiko. Grade in Kombination mit Cyproteron kann dies gefährlich sein. Beim Vorliegen von Risikofaktoren für Thrombosen sollte also unbedingt auf die Einnahme verzichtet werden.

Die Diane-35 ist die zentral positionierte Pille

Ethinylestradiol ist in den meisten Antibabypillen enthalten und daher sehr einfach zu beschaffen. Frauen können Ethinylestradiolhaltige Antibabypillen zum Beispiel hier bestellen. Außer im Rahmen der Selbsttherapie wird Ethinylestradiol bei Transsexuellen nur höchst selten verordnet.

Nebenwirkungen von Östrogenen

Auch wenn Östrogene für die meisten Menschen recht gut verträglich sind, so bergen sie natürlich trotzdem ein Nebenwirkungsprofil. So sind Östrogene leicht hepatoxisch (Leberschädigend). Außerdem können Sie das Thromboserisiko erhöhen - dies geschieht in erster Linie durch das Passieren der ersten Leberpassage durch die Östrogene, weil hierbei Gerinnungsfaktoren gebildet werden. Dennoch sind schwere Leberschäden oder Thrombosen in Folge einer Hormontherapie äußerst selten. Die Wahrscheinlichkeit steigt natürlich mit dem Vorliegen von Risikofaktoren (Übergewicht, Alter, Rauchen) und mit der Wahl des Medikaments.

Ansonsten kann man ganz gut Überdosierungen diagnostizieren: Kopfschmerzen, Müdigkeit und ein aufgedunsenes Gesicht ('Ödembildung') sind Zeichen für eine zu hohe Zufuhr an Östrogenen. Zufuhr reduzieren!

Estriol

Wie bereits oben geschrieben, ist Estriol ein Östrogen das im Körper aus Androstendion gewonnen wird. In seiner Applikationsform als Creme ist es rezeptfrei und leicht zu beschaffen.

Estriol ist ebenfalls ein weibliches Sexualhormon und feminisiert entsprechend. Für Transsexuelle als Solotherapie ist es jedoch nicht geeignet - dafür ist seine Wirkung zu schwach. Jedoch kann es gut zur Hautbildverbesserung eingesetzt werden.

Estriol gibt es zum Beispiel hier auf Biovea kaufen (einfach Estriol in die Suche eingeben)


Phytoöstrogene

Neben den menschlichen Östrogenen gibt es auch noch andere: Premarin ist zum Beispiel ein Präparat das auch dem Urin trächtiger Stuten gewonnen wird und tierische Östrogene enthält. Premarin ist aber schon aufgrund der Tierquälerei die hierzu stattfindet nicht zu empfehlen. Stattdessen können Anfängerinnen aber auf die legale und einfache Alternative für den eigenen Beginn ihrer Hormontherapie zurückgreifen: Phytoöstrogene.

Auch Pflanzen haben Östrogene. Diese wirken im menschlichen Körper auch, wenn auch nur relativ schwach. Wer sich aber noch nicht an 'richtige Östrogene' herantraut, für den könnten Phytoöstrogene eine Alternative sein. Phytoöstrogene werden häufig von Frauen in den Wechseljahren genutzt, da die Phytoöstrogene die östrogenmangelbedingten Wechseljahresbeschwerden mildern und auch teilweise, um eine größere Oberweite zu erhalten.

Bei Frauen die sich eine größere Oberweite wünschen, wird oft Peraria Mirifica empfohlen, eine thailändische Pflanze mit einem recht hohen Gehalt an Phytoöstrogenen. Zur Brustvergrößerung wird Frauen hier eine Dosierung von 1-2g täglich (2-4 Kapseln) empfohlen - ich denke zur Selbstfeminisierung sollten zwischen 4 und 8 Kapseln täglich angewendet werden.

100 Kapseln Peraria Mirifica, 500mg (22,95 Euro)


Rotklee ist ein weiteres Beispiel für eine Pflanze, die Phytoöstrogene enthält.

Diese Rotkleeextraktpillen haben das beste Preis-Leistungs-Verhältnis auf Amazon. Für 14,89 Euro bestellen!

Da verschiedene Phytoöstrogene an verschiedenen Rezeptoren unterschiedliche Affinitäten haben kann es Sinn machen, zwei oder mehr Phytoöstrogenpräparate zu kombinieren um die gewünsche Feminisierung zu starten. Ich verspreche keine wunder, aber eine konsequente und hochdosierte Einnahme von Phytoöstrogenen wird mit der Zeit eine deutliche Feminisierung herbeiführen.

Hinweis: Bei Beginn einer Hormontherapie mit bioidentischen oder künstlichen Östrogenen sollten die Phytoöstrogene abgesetzt werden. Sie antagonisieren ansonsten mit den 'echten' Hormonen um die Rezeptoren, vermitteln dabei aber eine schwächere Wirkung. Ein geringerer Gesamterfolg ist zu erwarten.

Progesteron

Wenn man Progesteron hört, denken viele zunächst, dass es sich hierbei auch um ein weibliches Hormon handelt. Tatsächlich aber kommt Progesteron auch (wenn auch in geringerer Menge) im männlichem Körper vor. Dies trifft allerdings auch auf die Östrogene zu !

Progesteron wirkt allerdings nicht direkt feminisierend. Es ist mehr als Regulatorhormon zu betrachten: Teilweise wirkt es antagonistisch, teilweise unterstützend zum Estradiol. Gleichzeitig reduziert es auch die Bluthormonwerte von Stresshormonen und hemmt sogar die Bildung von Dihydrotesteosteron (DHT) durch die 5-Alpha-Reduktase sehr effektiv. Eine Progesterontherapie kann also eine Finasteridtherapie unnötig machen.

Außerdem ist Progesteron wichtig für die Drüsengewebsbildung der Brüste. Auch wenn viele Ärzte der Meinung sind, Progesteron erfülle bei Transsexuellen keinen Zweck, sehe ich zumindest die vorbeugende Wirkung gegen Brustkrebs als wichtige Wirkkomponente von Progesteron an.

Progesteron kann zum Beispiel als Utrogest in Form von Kapseln eingenommen werden,

oder aber auch in Form von Progesteroncreme, wie es sie zum Beispiel auf Biovea zu kaufen gibt (24,95 Euro).

Meiner Meinung nach macht die Einnahme von Progesteron nur zyklisch Sinn (z.B. an 12 von 28 Tagen) und sollte nicht andauernd genommen werden. 

Es gibt übrigens auch einen Progesteron - Speicheltest zur Selbstbestimmung der Hormonwerte.

Hinweis: In der Praxis werden oft künstliche Gestagene eingesetzt die ähnliche Partialwirkungen wie Progesteron haben, aber oft stärkere Nebenwirkungen (zB im Bezug auf Thrombose) mit sich bringen. Progesteron ist als optimal zu betrachten, also darauf achten: Es ist nur Progesteron drin, wo auch wirklich Progesteron drauf steht!

[02.06.2013] Progesteron bei Transfrauen - Kontroverse

Antiandrogene

So, nun sind wir mit den wichtigsten 'weiblichen' Hormonen und Hormonpräparaten durch und es folgt die Wirkstoffklasse der Antiandrogene.

Warum eigentlich Antiandrogene?

Die männlichen Hormone (Dihydrotestosteron, Testosteron, Androstendion) überwiegen in ihrer Wirkung die der weiblichen Hormone. Daher muss der Spiegel der männlichen Sexualhormone niedrig sein, damit die Östrogene wirken können. Eigentlich bräuchte man jedoch keine Antiandrogene, denn im Körper gilt der sogenannte

hormonelle Regelkreis Östrogene, Progesteron und Androgene werden im Gehirn als Gesamtheit betrachtet, abhängig von Ihrer Menge wird SHGB ausgeschüttet. Ein hoher SHGB Spiegel verringert das Niveau von (1) Luteinisierendes Hormon (2) Follikelstimulierendes Hormon. Erniedrigte Werte dieser beiden Hormone bedeuten für den Körper, dass er seine endogene Hormonproduktion einstellt.

Bei ausreichender Östrogenisierung sinkt der Androgenspiegel also von alleine! Diesen Mechanismus kann man jedoch anfangs durch Antiandrogene unterstützen. Falls trotz ausreichender Östrogenisierung nach absetzen der Antiandrogene ein zu hoher Androgenspiegel auftritt, dann kann man niedrig dosiert weiter antiandrogen behandeln. Aufgrund dieses Mechanismus sind häufige Dosisempfehlungen aber als gefährlich überdosiert zu betrachten!

Es gibt übrigens einen Speicheltest zur Selbstbestimmung der Testosteronwerte für 26,89 Euro. [Mehr Infos] Diesen Hormonwert sollte man in regelmäßigen Abständen entweder selbst prüfen oder von einem Arzt prüfen lassen!

Welche Typen von Antiandrogenen gibt es?

Im Folgenden stelle ich 3 Arten von Antiandrogenen vor: Androgenrezeptorantagonisten, GnRH-Analoga und 5-Alpha-Reduktase-Hemmer. Alle 3 arbeiten nach verschiedenen Prinzipien.

Androgenrezeptorantagonisten

Cyproteron (Androcur)

Cyproteronacetat ist der Name des Wirkstoffs, für den das Medikament Androcur berüchtigt ist. Es ist das mit Abstand gebräuchlichste Antiandrogen bei Transsexualität, meiner Meinung nach aber auch das, was man am Kritischsten betrachten sollte.

Cyproteron ist ein sehr stark wirksames Antiandrogen, dass die Androgenrezeptoren im Körper besetzt und letztendlich auch die Bildung von Testosteron im Körper stark reduziert. Zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen gehören Depressionen, Müdigkeit und Gewichtszunahme. Die gängigen Dosierungen gehen von 5 - 100 Miligramm, wobei laut Fachliteratur 50mg empfohlen werden und ich nicht mehr als 12,5mg empfehlen würde.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist Cyproteron sehr nebenwirkungsreich, auch im Vergleich zu anderen Antiandrogenen. Ich konnte oft Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen schon in niedrigen Dosierungen beobachten. Außerdem gehe ich davon aus, dass nach Sättigung der Androgenrezeptoren auch die Östrogenrezeptoren partitiell von Cyproteron besetzt werden, was zum Beispiel das Brustwachstum hemmt (siehe [03.04.2013] Cyproteronacetat schlimmer als gedacht?)

Beim Absetzen von Cyproteron kommt es zu einer schnellen Upregulation des Testosterons: Der Körper bildet vermehrt Androgene. Daher ist Cyproteron nach Möglichkeit auszuschleichen oder zeitgleich mit einem anderen Antiandrogen zu ersetzen. 

ACHTUNG: Cyproteron kann bei dauerhafter Einnahme zu dauerhafter Frigidität führen!

Spironolacton

Spironolacton ist ein Antiandrogen, dass am Aldosteronrezeptor als Antagonist wirkt. Ein Drittel aller Androgenisierung (Vermännlichung) ist auf Aldosteron zurückzuführen. Außerdem vermindert Spironolacton auch die Testosteronwerte über die Erhöung von GnRH. Aufgrund dieses Mechanismus hat es nicht die brutalen Nebenwirkungen einer kompletten Androgenblockade wie bei Cyproteron, senkt die Androgenwerte aber dennoch zuverlässig. Dosiert wird Spironolacton mit 50-400 mg pro Tag. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass Dosierungen über 200mg sinnhaft sind.

Nebenwirkungen sind ein Sinken des Blutdrucks, Müdigkeit und häufiger Harndrang sowie trockene Haut - es ist nämlich eigentlich ein Entwässerungsmittel (Diuretikum). Daher wirkt es aber auch Ödemen vor, die bei Östrogenüberdosierungen auftreten können. Da es außerdem kaliumsparend ist, dürfen keine Kaliumpräpräparate zugeführt werden, da ansonsten Herzrhytmusstörungen möglich sind. Ich finde es ist aber sehr gut verträglich (in Dosen bis 100mg)

Flutamid

Flutamid ist ein weiterer Testosteronrezeptorantagonist (wie Cyproteron) mit ähnlichem Wirk-, und Nebenwirkungsprofil. Es wird in der Regel nur übergangsweise bei Start einer Therapie mit GnRH Analogon eingesetzt, ansonsten ist sein Anwendungsgebiet das Prostatakarzinom.

Chlormadinon

Nebenwirkungsarmes und relativ 'schwaches' Antiandrogen. Meiner Meinung nach zu empfehlen! Dosierung: 2-4mg

Andere Antiandrogene:

Als zusätzliche Wirkkomponente finden sich in vielen Antibabypillen weitere Stoffe mit antiandrogener Potenz. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Dienogest, Chlormadinonacetat, Levonogestrel und Drospirenon sowie Norethisteron.

Dienogest, Chlormadinoacetat haben einen Antagonismus an Androgenrezeptoren und wirken aus diesem Grund direkt antiandrogen. Bei Levonogestrel gibt es diesen Effekt auch, es hat allerdings eine zehnfach niedrigere antiandrogene Potenz als Dienogest, dass von den klassischen Antiandrogenen (nicht Spironolacton) die meines Wissens nach 2. höchste antiandrogene Potenz hat.

Chlormadinoacetat hat allerdings auch eine antiestrogene Wirkung. Dafür hemmt es in hohen Dosierungen zusätzlich die LH - Ausschüttung der Hypophyse, wodurch weniger Testosteron produziert wird.

Drospirenon wirkt im Körper ählich wie Progesteron, es führt allerdings zusätzlich zu den erhöhten Thromboserisiken durch die andere Medikation zu einem 3-6 fachen Thromboserisiko, weswegen herstellende Unternehmen in den letzten Jahren häufig verklagt wurden und teilweise Schadensersatz leisten mussten. Aus gesundheitlicher Sicht absolut nicht empfehlenswert.

Außerdem verstärken alle alternativen Antiandrogene die SHGB - Ausschüttung - allerdings binden manche Antiandrogene selber an das Sexualhormonbindende Globulin. So binden Levonorgestrel bindet zu 48%, Norethisteron zu 36% an SHGB und setzt so wieder gebundenes Testosteron frei - die antiandrogene Partialwirkung ist also herabgesetzt.

Von den sonstigen Antiandrogenen bewerte ich Dienogest wohl als am empfehlenswertesten, mit Estradiol und Dienogest (4-6mg) solo war die antiandrogene Wirkung bereits innerhalb eines Monats deutlich zu merken.Dienogest ist z.B. in der Antibabypille Qlaira ein Zusatzstoff.

GnRH-Analoga

Die Nebenwirkungen von Antiandrogenen erklären sich durch die Besetzung der Sexualhormonrezeptoren: Die Menge der Sexualhormone wird nicht nur reduziert, sondern die vorhandene Menge auch noch in ihrer Wirkung aufgehoben, weil alle Rezeptoren besetzt sind. Besonders ausgeprägt sind die Nebenwirkungen daher bei Cyproteron, da es sehr affin bei der Bindung an die Rezeptoren ist. GnRH - Analoga haben diesen Nachteil NICHT. Sie simulieren im Gehirn das Hormon GnRH und führen somit im hormonellen Regelkreis zu einer Senkung der endogenen Hormonproduktion. Die noch vorhandenen Androgene aber können weiter arbeiten. Die Nebenwirkungen halten sich damit in der Regel in Grenzen. Ich selbst möchte bei nächster Gelegenheit auf ein GnRH Analogon wechseln um die Nebenwirkungen der Antiandrogene nicht mehr ertragen zu müssen. Verwendet werden zum Beispiel Leuprorelin, Goserelin, Buserelin und Triptorelin. Außer Goserelin das es auch als Nasenspray gibt werden GnRH Analoga statt als Tablette als Depotspritze verabreicht. Bei ausreichender Dosis kommt die endogene Hormonproduktion zum erliegen und die Androgenwerte fallen schnell in den Keller.

5-Alpha-Reduktase-Hemmer

Die 5-Alpha-Reduktase wandelt Testosteron in Dihydrotestosteron um. Dihydrotestostern ist tatsächlich viel potenter als Testosteron und vermännlicht daher stärker. Auch ist es für männlichen Haarausfall (die sogenannte Androgenetische Alopezie) und männliche Körperbehaarung zuständig. Grade wenn eine starke Körperbehaarung vorliegt oder der Haarausfall bereits begonnen hat macht ein 5-Alpha-Reduktase-Hemmer zu Beginn der Hormontherapie Sinn um das DHT schnell und effektiv zu senken. Der gebräuchlichste Wirkstoff hierzu ist

Finasterid

„Finasterid hat eine sehr gute Bioverfügbarkeit (ca. 80%). Nach einer Einnahme von 1mg sinkt der
Dihydrotestosteronspiegel innerhalb von 24 Stunden um mehr als die Hälfte ab. Der Testosteron- und
Estradiolspiegel steigen an, bleiben jedoch im Bereich der Normwerte"
(Quelle: E. Gysling, Finasterid zur Behandlung der Alopezie, 1998)

Laut dieser Studie ist die Dosierung von Finasterid meist zu hoch angesetzt (1-5mg)

Wie man hier sieht ist die DHT - Konzentration in den Haarfolikkeln bei 0,05mg nicht signifikant gegenüber der DHT - Konzentration bei 5mg erhöht.Es würden also täglich 50mcg reichen. In jedem Fall wird circa 60 Prozent der DHT - Bildung verhindert. Stattdessen steigen in der Regel der Testosteronspiegel (+ 9 % im Durchschnitt) und durch den höheren Testosteronspiegel auch die Aromataseleistung, wodurch der Östrogenspiegel steigt.

Dutasterid

Eine Mögliche Alternative zu Finasterid ist Dutasterid. Laut Mike befördert Dutasterid die Aromastase und sorgt damit dafür, dass Testosteron in Estradiol umgesetzt wird, während es gleichzeitig die DHT - Bildung verhindert. [Zu Mikes Kommentar] Die Effektivität von Dutasterid in der 5-AR-Hemmung ist höher als die von Finasterid, da es beide Arten von 5AR hemmt und nicht nur eine. Die effektive DHT Hemmung liegt bei circa 90 %. Dutasterid hat allerdings weit mehr Nebenwirkungen.

Progesteron

Auch Progesteron ist ein effektiver 5-AR-Hemmer (siehe oben).


Selbstmedikation

Diese Seite vermittelt Wissen, das den Beginn einer Selbsttherapie mit Hormonen möglich macht. Daher eine Warnung: Eine Selbsttherapie sollte nie über lange Zeit erfolgen. Es ist wichtig sich gleichzeitig darum zu kümmern auch ärztlich betreut versorgt zu werden! In jedem Fall sollten Sie regelmäßig Ihre Leberwerte beim Hausarzt überprüfen lassen (GOT GPT GGT), bei einer Therapie mit Spironolacton zusätzlich die Nierenwerte!

Beispielhafte Entwicklung unter Hormontherapie

Meine Entwicklung unter Hormonen:

[23.11.2012] 1 Monat Hormone
[22.12.2012] 2 Monate Hormone 
[23.01.2013] 3 Monate Hormone
[26.03.2013] 5 Monate Hormone
[25.04.2013] 6 Monate Hormone
[15.05.2013] 6.5 Monate Hormone (Video)
[20.06.2013] 8 Monate Hormone
[25.07.2013] 9 Monate Hormone
[24.08.2013] 10 Monate Hormone
[24.09.2013] 11 Monate Hormone
[23.10.2013] 1 Jahr Hormone
[02.02.2014] 15 1/2 Monate Hormone
[25.06.2014] 20 Monate Hormone

14 1/2 Monate Hormone

2 Jahre Hormone + Operationen in 1 Minute (Video)

Weiterführende Informationen für Mann zu Frau Hormontherapie

Weitere wichtige Posts zur Hormontherapie

[26.01.2013] Gedanken zur zyklischen Hormontherapie
[05.02.2013] Gedanken zur Hormontherapie ohne Antiandrogene
[03.04.2013] Cyproteronacetat schlimmer als gedacht?
[29.05.2013] Gedanken zu "Die beste Applikationsform für Hormone" 
[02.06.2013] Progesteron bei Transfrauen - Kontroverse  
[24.06.2013] Rauchen und Hormontherapie
[17.07.2013] Estradioltabletten wirken nicht mehr 
[08.09.2013] Hormonpflaster per Fernrezept
[xx.xx.xxxxx] Meine Hormone kaufen - Info - Seite
[18.05.2014] Fast 19 Monate auf Hormonen
[20.06.2014] Onlinerezept für HRT mit Indikation bei Transsexualität
[11.07.2014] Psychologische Effekte von Östrogenen

Damit wisst Ihr nun über die wichtigsten Medikamente bei Transsexualität etwas mehr :)

Liebe Grüße
Nina <3

P.S: Da ich jetzt schon häufiger Emails dazu bekommen habe, bei Fragen zu den Hormonen könnt Ihr mich gerne anschreiben, Emailadresse findet ihr im Impressum. Ich gebe mein Wissen gerne weiter!